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Kinder in humanitären Krisen wie in Gaza aber auch im Libanon und in der Ukraine sind mit unglaublich schwierigen und belastenden Umständen konfrontiert. «Eine koordinierte, nachhaltige humanitäre Reaktion ist dringend nötig, um diesen Kindern eine Perspektive zu geben», betont Barbara Hintermann. Die Geschäftsleiterin der Stiftung Terre des hommes Lausanne zeigt, mit welchen grossen Herausforderungen und Leid Kinder konfrontiert sind. Sie erklärt aber auch, wie man sich für Terre des hommes engagieren kann und wie die Spendengelder eingesetzt werden.

Momentan haben wir zahlreiche grosse humanitäre Krisen auf der Welt wie beispielsweise in Gaza oder in der Ukraine. Was erleben diese Kinder dort momentan und was benötigen sie am meisten?
Barbara Hintermann: Kinder in humanitären Krisen wie in Gaza aber auch im Libanon und in der Ukraine sind mit unglaublich schwierigen und belastenden Umständen konfrontiert. Schwere Gewalt, der Verlust von Familienangehörigen oder Freunden, die Flucht aus ihrem Zuhause und der Zusammenbruch des Alltags sind tiefe Eingriffe in ihr Leben. Solche Erlebnisse haben oft langfristige physische und psychische Folgen.
In Gaza – wo 18’000 Kinder und insgesamt mehr als 45’000 Menschen umgekommen sind und mehr als 100’000 verwundet wurden – erleben Kinder einen besonders akuten Konflikt. Ständige Bombardierungen, die Zerstörung ganzer Quartiere und das Fehlen grundlegender Dinge wie Nahrung, sauberes Wasser, Zugang zur Gesundheitsversorgung und Bildung können drastische und langfristige Auswirkungen auf die psychische und physische Gesundheit haben.
Auch in der Ukraine, wo bereits seit mehreren Jahren Krieg herrscht, ist die Situation verheerend. Viele Kinder wurden aus ihren Häusern und Dörfern vertrieben, haben geliebte Menschen verloren und sind ständig mit der Bedrohung durch Gewalt konfrontiert. Zudem ist das Bildungssystem stark beeinträchtigt. Diese Instabilität und Unsicherheit können langfristige Folgen für die Entwicklung von Kindern haben.
Was diese Kinder vor allem brauchen, ist ein sicheres Umfeld, das sie vor Gewalt schützt, medizinische und psychologische Betreuung sowie einen Alltag durch den Zugang zu ausreichend Nahrung und den Zugang zu Schule und Bildung. Ohne diese Unterstützung drohen den Kindern und ihren Gemeinschaften schwere Langzeitfolgen. Eine koordinierte, nachhaltige humanitäre Reaktion ist dringend nötig, um diesen Kindern eine Perspektive zu geben.
Terre des hommes Lausanne setzt sich seit der Gründung vor mehr als 60 Jahren weltweit für die Einhaltung von Kinderrechten ein. Sind die Herausforderungen kleiner geworden?
Trotz der Bemühungen von Organisationen wie Terre des hommes sind Kinder weltweit nach wie vor mit grossen Herausforderungen konfrontiert, die sich zum Teil sogar verschärft haben.
Besonders in Kriegsgebieten sind sie enormen Risiken ausgesetzt, darunter Rekrutierung als Kindersoldaten, Gewalt und Vertreibung. Aktuelle Konflikte – etwa in der Ukraine, im Gaza-Streifen, im Libanon oder in der Sahelzone – zeigen, dass bewaffnete Auseinandersetzungen eine grosse Gefahr bleiben. Auch die Zahl geflüchteter Kinder ist so hoch wie noch nie: 2023 mussten laut UNICEF 19 Millionen Kinder ihr Land verlassen, und weitere 28 Millionen sind in ihrem eigenen Land auf der Flucht.
Hinzu kommt, dass über 300 Millionen Kinder in extremer Armut leben, was ihren Zugang zu Bildung, Gesundheit und Nahrung auch ohne bewaffnete Konflikte erheblich einschränkt.
Trotz Fortschritten bei der Anerkennung und Förderungen der Kinderrechte zeigen die anhaltenden Herausforderungen, dass unsere Arbeit noch lange nicht abgeschlossen ist. Wir werden auch künftig alles daransetzen, eine entscheidende Rolle bei der Unterstützung der von solchen Krisen betroffenen Kindern und ihren Familien zu spielen.

Seit drei Jahrzehnten setzen Sie sich für eine bessere Welt ein. Wie und wann begann Ihr persönliches Engagement für das Kinderhilfswerk, gab es für Sie einen Schlüsselmoment?
Meine Reise begann wohl mit den Erzählungen meiner Grossmutter, die immer im humanitären Bereich arbeiten wollte, aber einen anderen Lebensweg einschlug. Vielleicht löste ihr unerfüllter Traum etwas in mir aus. Nachdem ich einige Erfahrungen in der Privatwirtschaft gesammelt hatte, fühlte ich den Drang, etwas Positives zu bewirken. Ich begann meine humanitäre Laufbahn beim Schweizerischen Komitee für UNICEF in Zürich, um das Leben der Schwächsten, besonders der Kinder, zu verbessern. Später arbeitete ich während 20 Jahren für das Internationale Komitee vom Roten Kreuz und danach in der Friedensförderung. Seit 2020 widme ich mich dank meiner Rolle bei Terre des hommes wieder vollständig dem Wohlergehen von Kindern. Sie sind die Architekten der Gesellschaft von morgen, und wir müssen sicherstellen, dass sie die richtigen Voraussetzungen haben.
Wie kann man sich persönlich als Private Person für das Kinderhilfswerk engagieren?
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, sich bei Terre des hommes zu engagieren. Einerseits können Freiwillige sich mit dem Verkauf von selbstgemachten Produkten oder auch von Second-Hand-Kleidung engagieren. Solche Aktionen sind enorm wichtig, um unsere Arbeit sichtbar zu machen und unsere Visibilität zu erhöhen. Und schlussendlich tragen sie natürlich auch direkt zur Finanzierung unserer Projekte bei.
Selbstverständlich sind wir auch jederzeit um direkte Spenden froh. Jede Hilfe macht einen Unterschied, auch wenn es sich um vermeintlich kleinere Beträge handelt. Interessierte Personen finden auf unserer Website weitere Informationen zur freiwilligen Unterstützung sowie zu den Direktspenden.
Wie setzt Terre des hommes Lausanne Spendengelder ein, wie läuft die Hilfe vor Ort konkret ab?
Unsere Teams vor Ort setzen die Spendengelder gezielt ein, um den grösstmöglichen Nutzen für Kinder und ihre Familien zu erzielen. Ein Beispiel ist Afghanistan, wo ich soeben unsere Projekte in den Aussenbezirken von Kabul besuchte. Wir betreiben dort mobile Kliniken, die Müttern und Kindern lebenswichtige Gesundheitsversorgung ermöglichen. Ich habe gesehen, wie Frauen über Hygiene, Gesundheit und Familienplanung aufgeklärt werden. Auch die Qualität der Arbeit unserer Hebammen hat mich sehr beeindruckt. Ohne diese mobilen Kliniken hätten viele Frauen und Kinder keinen Zugang zu medizinischer Hilfe.
Die Schweizer Politik verliert den Blick für die globalen Herausforderungen. Wie sehen Sie das und was wünschen Sie sich von der Schweizer Politik?
Das Engagement der Schweiz für die internationale Solidarität, das sich seit jeher auf die diskriminierungsfreie Unterstützung der schwächsten und ärmsten Bevölkerungsgruppen konzentriert, ist ein Eckpfeiler unserer vorbildlichen Aussenpolitik. Dies hat sich jedoch in den letzten Jahren geändert. Die Schweiz hat ihre Entwicklungshilfebudgets in ihrer Strategie 2020 bis 2024 bereits gekürzt und sie will sie nun erneut kürzen. Die Folgen für die Entwicklungshilfe sind erschütternd, die Konsequenzen treffen die ärmsten Menschen und schwächen lebenswichtige Programme.
Leider ist diese Tendenz in der Schweiz kein Einzelfall, sondern sie spiegelt eine breite Vernachlässigung der schwächsten Bevölkerungsgruppen – vor allem im globalen Süden – wider. Ich wünsche mir, dass die Schweiz nicht nur bei der Förderung des humanitären Völkerrechts, sondern auch bei deren Durchsetzung ein Vorbild ist. Wir müssen zu einer prinzipientreuen und inklusiven internationalen Zusammenarbeit zurückfinden.
Welchen Stellenwert haben Netzwerke für Terre des hommes Lausanne?
Lokale, regionale und internationale Netzwerke sind für uns essenziell: Wenn wir gemeinsam mit anderen Organisationen zusammenarbeiten, können wir unsere Ressourcen schonen und Synergien nutzen – sei es bei der Lobbyarbeit, beim Austausch bewährter Praktiken oder auch bei gemeinsamen Spendenaufrufen. Schlussendlich stärken Partnerschaften unsere Arbeit und helfen uns dabei, Kinderrechte besser zu integrieren und umzusetzen.
Welche Bilanz können Sie bezüglich 2024 ziehen?
Wir haben im letzten Jahr mehr als 200 Projekte in über 30 Ländern erfolgreich umgesetzt. Mit diesen Initiativen haben wir das Leben von über 5 Millionen Kindern, ihren Familien und Gemeinschaften positiv beeinflusst. Darüber hinaus haben wir wiederum zehntausende Personen geschult, um die Nachhaltigkeit unserer Bemühungen zu fördern.
Gerade in anhaltenden Konflikten, etwa im Gaza-Streifen oder der Ukraine, haben unsere Teams lebenswichtige Hilfe geleistet – etwa durch Bargeldverteilungen, mit der Abgabe von Hygienesets für Frauen und Mädchen, psychosozialer Unterstützung und dem Zugang zu Bildungsprogrammen. Damit trägt unsere Arbeit direkt dazu bei, das Wohlergehen von Kindern zu verbessern.
Welche Ziele wollen Sie mittelfristig erreichen?
Wir konzentrieren uns grundsätzlich auf unsere drei Schwerpunktprogramme Gesundheit, Migration und Zugang zur Justiz. Konkret möchten wir insbesondere Kindern unter fünf Jahren, ihren Müttern und schwangeren Frauen besseren Zugang zu Gesundheits- und Ernährungsdiensten ermöglichen. Kinder, die von Migration betroffen sind, sollen würdevoll und gleichberechtigt behandelt werden, damit sie eine Chance auf eine selbstbestimmte Zukunft erhalten. Und Kinder und Jugendliche, die mit dem Gesetz in Kontakt kommen, sollen Zugang zu gerechten und inklusiven Justizsystemen bekommen. Insgesamt wollen wir Kinder befähigen, ihre Rechte einzufordern, um auch in Krisen besser unterstützt zu werden. So haben sie eine Chance, ihre Lebensbedingungen zu verbessern und ihre Fähigkeiten zur Bewältigung von Krisen und des Klimawandels einzusetzen.
Interview: Corinne Remund
Über die Stiftung Terre des hommes
Die Stiftung Terre des hommes (Tdh) ist die führende Schweizer Kinderrechtsorganisation mit über 2000 Mitarbeitenden weltweit. Gemeinsam mit Kindern setzen wir uns für ihre Rechte ein, schützen ihr Leben und verbessern ihr Wohlergehen. Seit 1960 engagieren wir uns in schwierigen Kontexten, in Kriegsländern, in von Naturkatastrophen erschütterten Regionen und dort, wo Kinder von Armut, Mangelernährung und erzwungener Migration betroffen sind. Wir arbeiten mit lokalen und internationalen Partnern in rund 30 Ländern zusammen, um innovative Programme in den Bereichen Gesundheit, Migration und Zugang zur Justiz umzusetzen.